24h in Duisburg – der Bericht!
[2013/08/07 - mc]

Kategorien: Allgemein | Wettkampf  / Tags: | |

IMG_1499Die letzten drei Nächte waren schön. Sie waren geprägt von Schlaf, sauberer Bettwäsche und jeweils einer vorangehenden, ganzkörperreinigenden Dusche mit viel Wasser bei angenehmen Temperaturen. Und – nicht zu vergessen – der Schlaf fand in meinem eigenen Bett statt. Die beiden Nächte davor waren ebenfalls schön – aber sonst war alles anders. Wir waren in Duisburg, beim Rennen RHEINPOWER 24 Stunden von Duisburg. Nein, nicht als Zuschauer – sondern als Teilnehmer!

Wie bei so manchem meiner Berichte muss ich auch bei diesem hier wieder ein wenig ausholen. Das 24h Rennen in Duisburg ist schon seit vielen Jahren eine Kultveranstaltung in der MTB Szene und die Startplätze daher immer sehr begehrt. Ich hatte in den letzten Jahren regelmäßig mal vor dort zu starten, habe aber jedes Mal genauso regelmäßig den Anmeldezeitpunkt verpasst. Und das darf nicht passieren, denn – so erzählt man sich – die Startplätze sind schon nach wenigen Minuten alle vergeben. So ging also auch im letzten Oktober die Anmeldefrist ohne mich zu Ende. Im Juni schaute ich aus reinem Interesse nochmal auf der Website www.24h-duisburg.de vorbei, um ein paar Infos zu erhaschen und zu schauen, wann man sich denn für 2014 anmelden kann. Und dabei bin ich dann über die Textzeile „…unsere Sponsor DasTelefonbuch verlost drei Startplätze…“ gestolpert. Meine Bewerbungsmail war kurz und schnell abgeschickt. Anfang Juli kam dann die erfreuliche Antwort: „Du bist dabei!“.

Handy_DSC00001Und so machte ich mich dann am Freitag direkt nach der Arbeit auf den Weg nach Duisburg. Von meiner rund dreistündigen Reise (es sind 100km!!) verbrachte ich eine Stunde fahrend auf der Autobahn, eine Stunde stehend beim Dreieck Heumar und ebenfalls eine Stunde stehend am Kreuz Breitscheit. Aber gegen fünf war ich dann endlich im Landschaftspark Duisburg angekommen.

IXUS_IMG_1304Da ich bisher keine Anmeldeunterlagen oder sonst irgendeine offizielle Bestätigung meiner Teilnahme erhalten hatte, sah ich der Zufahrt zum Gelände mit leicht gemischten Gefühlen entgegen. Aber ein freundliches „Ich gehöre zum Telefonbuch Verlag – ich fahre nur schnell ausladen“ ließ den Schrankenwärter an die Rechtmäßigkeit meines Tuns glauben und mich aufs Gelände. Die Wegbeschreibung unseres Teamchefs Stephan war präzise und zutreffend, so dass ich wenige Minuten später am bereits errichteten Pavillon von DasTelefonbuch ankam. Die drei dort Sitzenden waren – wie erwartet – meine Teamkameraden Stephan, Fabian und Siegfried.

Nachdem wir uns gegenseitig kurz vorgestellt und beschnuppert hatten war schnell klar, dass wir auf Anhieb harmonieren und das Rennen gemeinsam bestreiten würden. Siegfried (aka Zippo) und ich hatten bereits reichlich Rennerfahrung – Fabian indes bis zum Vortag noch nicht einmal ein eigenes Fahrrad. Alles in allem eine perfekte Kombination für ein „Ankommen und nicht letzter werden“-Team. Diesem Anspruch – das nehme ich hier mal vorweg – wurden wir mehr als gerecht.

Nach ein, zwei Bierchen im Basislager fuhren wir zu Netto um für Zippo eine Zahnbürste zu kaufen. Zippo war per Flieger aus dem Chiemgau angereist und hatte zwar ein sündhaft teures und ebenso sündhaft leichtes Rad dabei – aber eben keine Zahnbürste. Mit der Zahnbürste bewaffnet setzten wir unseren Weg in einen Biergarten (ich nenne es mal so – vermutlich war es das „Restaurant Hauptschalthaus“) fort um die Kellnerin dann mit unserer Bestellung zu verwirren:

Stefan:    Ein Radler, bitte.
Martin:    Für mich ein Weizen, bitte.
Fabian:    Für mich auch.
Zippo:     I hätt gern a Weißbia.
Kellnerin: Mit Holundersaft?
Zippo:     Wohß?
Kellnerin: Eine Weißweinschorle - mit Holundersaft oder ohne?
Zippo:     A Weißbia, wie die andernn a!
Martin:    Er ist nicht von hier und hätte auch gerne ein Weizen!
Zippo:     Sogt man Weißbia bei Euch nett? Wohß ist denn bei Eich an Weißbier mit Cola? Is des koi Nega?

Zippo, bitte sei mir nicht böse für meinen Dialekt 😉

Handy_IMG_20130802_201619_183War live lustiger als es hier rüber kommt, aber auf jeden Fall hat die Kellnerin am Ende das richtige geliefert 😉 Nach vier Currywürsten ging‘s irgendwann zurück ins Lager, wo wir uns dann an den Bierbeständen vergingen und auch noch köstliche Cocktails vor der Cocktailbar des Teams „Sportler helfen“ zu uns nahmen. Irgendwann nach Mitternacht – es wurde langsam leise auf dem Platz – legten wir uns zum Schlafen in die Zelte. Zippo demontiere an dem mit Fabian gemeinsam genutzten Zelt zuerst einmal die Hauptplane, um die Hitze überhaupt ertragen zu können. Ja, es war schön warm! Problematisch wurde es dann erst nachts, als es zu regnen begann und der Mückenschutz das Wasser nicht mehr abhalten konnte. Das sollte dann für die nächsten zwei Tage das letzte Wasser „von oben“ gewesen sein.

IXUS_IMG_1336Der Samstagmorgen kam und wir sehnten uns den Duschtruck herbei. Aber irgendwie hatte der mehr Zeit als wir. So ließen wir die ausgiebige Körperpflege erst einmal sein und gingen zum Catering Zelt, um dort echt köstlich zu frühstücken. Es gab dort alles – und davon genug! Die Zeit bis zum Start verging zäh. Lustiger weise traf ich am Samstagvormittag noch meinen mir bis dahin nur recht „flüchtig vom Sehen“ bekannten, ebenfalls bikenden Nachbar nebst Frau und Kind im Getümmel. Schöne Grüße an dieser Stelle! Zufälle gibts… Wir planten unsere Strategie während und nach dem Frühstück nochmal kurzfristig um und bereiteten dann gemütlich uns und unsere Ausrüstung vor. Und dann war es endlich soweit: Teamchef Stephan wurde die Ehre der ersten Runde zuteil. Er suchte sich seinen Startplatz in Startblock sechs und harrte der Dinge. Wir anderen drei postierten uns im Bereich von Start/Ziel um angemessen jubeln zu können. Und dann kam der Startschuss – ab da waren alle im Rennmodus!

Handy_DSC00008

Nach genau 20 Minuten kam Stephan zum ersten Mal über die Ziellinie! Top Zeit! So hatten wir uns das vorgestellt. Zippo richtete sich her, denn in weiteren 20 Minuten stand sein Auftritt an. Handy_DSC00013…39…40…41…42…Stephan kam nicht…45…46…immer noch nicht…55…56… da ist er! Unsere Sorge schlug in Erleichterung um und Zippo nahm das Rennen auf! Die Analyse zeigte, warum wir warten mussten: die Einführungsrunde war gekürzt und daher so schnell. Und bei der zweiten Runde kam es zu einem riesigen Rückstau an „der Treppe“. Ok, wir hatten also noch keine Richtzeit. Zippo hatte ebenfalls eine 20er Zeit angekündigt, so dass Fabian wenige Minuten später schon in die Wechselzone musste. Nach 22 Minuten war Zippo zurück und der Staffelstab übergeben. Langsam kam Rhythmus in die Sache. Nach Fabian stand ich als letzter Fahrer auf dem Plan – der Wechsel klappte perfekt und ich war unterwegs.

Unterwegs ist man bei den „24h von Duisburg“ (wie ich es jetzt aus Vereinfachungsgründen nenne) im Landschaftspark Duisburg Nord. Bis Freitag konnte ich mir darunter nicht richtig was vorstellen, so dass ich jedem, dem es ebenfalls so geht, einen Blick in die Wikipedia empfehle. Und genau da fährt man nun durch. Die Strecke ist rund 8.5km lang und hat ca. 70hm. Man kann Sie in drei Sektoren teilen: Sektor 1 beginnt am Start und geht bis zur Treppe. Hier wird größtenteils mit hohem Tempo geradeaus (mit ein paar Spitzkehren) gefahren. Hier ist man zumeist alleine, da diesen Abschnitt nur wenige Zuschauer besiedeln. Der zweite Teil beginnt an der Treppe und endet hinter dem Manganeisenlager. Dieser Teil ist ein einziges Zickezacke durch die Industrieanlage und Nachts echt grandios bunt beleuchtet. Da die Strecke in diesem Teil durch das Fahrerlager führt, ist dort auch entsprechend viel los.
Streckenplan
Am Parkplatz beim Manganeisenlager hatten ein paar Fans in einer Spitzkehre ein Partyzelt mit richtig fetten Boxen aufgebaut und mit uns die ganze Nacht gefeiert. Wenn ich nächtstes Jahr nicht wieder starten sollte, dann setze ich mit einer Kiste Bier zu den Jungs 😉 Der dritte und letzte Teil sind „die Berge“. Insgesamt sind es vier mehr oder weniger steile Rampen, die in der Befahrung des „Monte Schlacko“ ihren Höhepunkt finden. Dieser hat immerhin 14% Steigung und macht nach einigen Runden nicht mehr wirklich Spaß! Ein Teil dieser Berge wird nachts aufgrund schlechter Streckenbeschaffenheit aus dem Rennen genommen – und das ist gut so. Auf den „Erzkippen“ steht in der Spitzkehre das AC/DC Zelt – welches einen angenehmen musikalischen Kontrast zum Partyzelt bietet. Vielleicht setze ich mich mit meiner Kiste Bier auch lieber dort hin 😉

ZickeZacke

Nach einer Runde erfolgte der Wechsel mit Stephan und ich freute mich auf 60 Minuten Pause – was leider so nix wurde. Zippo musste seinen Start zur zweiten Runde wegen eines wichtigen Telefonats aussetzen, so dass ich nach nur 20 Minuten Pause schon wieder dran war. Aber um die Uhrzeit war das noch nicht schlimm…

IMG_1579-001So spulten wir eine Runde nach der anderen ab und überwachten dabei unsere Zeiten aufmerksam in der Live-Zeitnahme. Tolle Sache! Zippo und ich lieferten uns dabei regelmäßig einen „Fight“ um die schnellste Runde, die Zippo schließlich für sich entschied. Ich bin mir relativ sicher, dass er in dieser Runde andauernden Rückenwind gehabt haben muss 😉

Während des Rennens wurden wir zusätzlich zu dem, was wir selbst schon angeschleppt hatten auch vom Nachbar-Team „Gelbe Seiten“ mit köstlichem Nudelsalat, Bananen und Müsliriegeln versorgt. Wenn man nicht fahren musste, dann ging es einem richtig gut! Am späten Nachmittag besuchte uns dann Herr Jörg Menden, Geschäftsführer des Verlags Menden und wir lernten damit auch unsere Startplatz-Sponsor endlich kennen. Zum Glück war er nicht enttäuscht als wir beichten mussten, dass wir das Rennen heute nicht gewinnen werden. Ganz im Gegenteil. Er hatte sogar eine Massage für uns organisiert! Bärbel Battenberg hat uns gut durchgeknetet. Viele Dank dafür – es hat gewirkt! Ich stand der Massage aufgrund Fietschs negativer Erfahrung bei Rad am Ring 2007 eher skeptisch gegenüber – war aber am Ende echt positiv überrascht. Die Beine waren zwar nicht „wie neu“, aber sie funktionierten merklich besser!

Ab 20:30 Uhr bestand Lichtpflicht. Also Lampen an den Helm und wieder auf die Strecke. In der Dunkelheit ging die Sicht dann später gegen Null. Der den Tag über aufgewirbelte Staub stand wie eine dicke Suppe zwischen den Industriebauten, Büschen und Bäumen. Und wenn man da mit ’ner starken Lampe hinein leuchtet sieht man eben nicht mehr viel. Aber inzwischen kannten wir ja die Tücken der Strecke. Fabian erschreckte uns zwischendurch mit seinem Anruf „Ich bin gestürzt und im Sani-Zelt!“ Es war dann aber am Ende nicht ganz so schlimm wie befürchtet – aber ein Fahrer für die Nachtrunden war damit ausgefallen. Für die Nacht stellten wir verbliebenen drei Fahrer auf zwei Runden pro Stint und den Wechsel am Zelt um. Gegen zwei knickte Stefan dann mal für eine Zeit lang ein, so dass Zippo und ich die Stints sogar auf drei Runden verlängerten, damit der jeweils andere mal ein paar Minuten schlafen konnte. Das war aber bei den herrschenden Temperaturen von ~14° auch nicht einfach. Fahren war da sogar die bessere Alternative.

Handy_DSC00028

Als ich gegen sechs Uhr in den Sonnenaufgang fuhr, war das Leid der Nacht sehr schnell wieder vergessen. Drei Viertel der Zeit lagen hinter uns und wir begannen auszurechnen, wie oft der Einzelne noch auf die Strecke muss. Nur zweimal zwei Runden bedeutete das für mich. Ich nutzte die mir bleibende Zeit und ging erst einmal im zwischenzeitlich eingetroffenen Duschtruck duschen und genoss anschließend, wie wieder Leben ins Fahrerlager kam. Die letzten Wechsel und letzten Runden waren schnell erledigt und es wurde zwölf!!

Wir waren alle ziemlich bediehnt, als Stephan seine und damit unsere letzte Runde beendete und zurück zum Lager kam. Wir waren sogar zu platt, um unseren Erfolg hinreichend zu feiern. So nuckelten wir alle an unserem Finisher-Bierchen rum, freuten uns über unsere Medaillen und begannen nach und nach, das Lager abzubauen. So richtig glauben konnte es keiner, aber das 24h Rennen in Duisburg war schon wieder Geschichte…

IMG_1639-001

Rückblickend kann man sagen: das war eine grandiose Veranstaltung in einer beeindruckenden Kulisse getragen von der super Stimmung und den unzähligen Fans! Unser Team war top und hat super harmoniert und die Unterstützung durch DasTelefonbuch, den Verlag Menden und die GelbenSeiten ließ keine Wünsche übrig!

Fabian war am Montag beim Arzt und bekam eine Halskrause verschrieben. Warum man allerdings bei einer Verletzung am Bein eine Halskrause bekommt ist mir schleierhaft. Er kann wahrscheinlich froh sein, dass er nicht zum Urologen gegangen ist… 😉

Hier geht’s zu best-of Galerie bei Google Plus…





2 Kommentare zu “24h in Duisburg – der Bericht!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert