Mein erstes Mal III
[2013/11/23 - av]

Kategorien: @haekelschwein | Touren & Tracks  / Tags: | | | |

Auch auf die Gefahr, dass ich jetzt langsam lästig werde: ich habe schon wieder einige Dinge gesammelt, die ich in den letzten Wochen und Monaten zum ersten Mal gemacht habe. Die will ich euch noch schnell erzählen, bevor entweder das Jahr rum ist oder bevor Martin wieder die Website umzieht. Also holt euch jetzt mal ’nen Kaffe oder’n Tee, tut die Füße hoch und tut dann schön lesen. (Ich weiß, man tut nicht tut gebrauchen, aber das tat gerade so gut passen ;-))

DIVAZuallererstUndAuchAmWichtigsten: ich habe mir und meinem Bürzel ein Fully gegönnt. Darf ich vorstellen, we proudly present: Radon Slide 125 SL Diva – genannt „Diva“. Sie lapidar „Fully“ oder gar einfach nur „Fahrrad“ zu nennen, wird ihrer Eleganz einfach nicht gerecht. Punkt! Und im Rahmen ausgleichender Gerechtigkeit heißt das Hardtail ab jetzt „Lady“. Und „sie“ heißen die beiden bei mir, weil sie beide einen Knick im Oberrohr haben – also Mountainbikes mit Damengeometrie sind! Die Diva durfte im August schon auf Ihre erste große Tour und mich auf der Donauradtour begleiten – dazu kommen wir später.

Fangen wir im Juli an: die „Lady“ und ich sind unseren ersten Mountainbike-Marathon gefahren. Ich wiederhole: die „Lady“ und ich sind unseren ersten Mountainbike-Marathon gefahren. Das muss man erst mal wirken lassen. Die Lady und ICH! *wirk* *wirk* *wirk* *wirk* *wirk* Fertig mit Wirkenlassen? Wenn das meine Sportlehrer von früher lesen könnten…

2140Also, am 14.07.2013 war es soweit, ich stand in Thalfang am Start zum Erbeskopf Marathon. Der Einsteigerkurs stand auf dem Plan. Einsteigerkurs heißt 37km mit 780hm. Deshalb nennt Martin das ja auch beharrlich „Kurzstrecke“. Neben mir im Startblock stand Pascale und wir zwei hatten uns zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens hundertmal gegenseitig versichert, dass wir das ganze hier nur zum Spaß machen, üüüüberhaupt keine Eile haben und uns insgesamt nur einen schönen Tag machen wollen. Und im Weg stehen wollten wir auch nicht. Andere gehen mit diesem Ziel (also, dem schönen Tag) shoppen oder in die Sauna, aber wir standen halt in Radklamotten inmitten einer Horde buntgekleideter Mountainbiker und warteten auf den Startschuss. Und das nach einer Nacht im Zelt! Martin und Bernhard waren schon weg – die zwei waren auf der 65km-Strecke unterwegs.

Bevor jetzt aber gleich der Startschuss fällt, erzähle ich noch schnell etwas von der nächsten, ebenfalls vollkommen neuen Erfahrung: dem Zelten.

Andrea und ihr ZeltDenn, den Marathon mitfahren darf man nur, wenn man auch zeltet! Die Regel habe ich zwar auf der Internetseite vom Erbeskopfmarathon so nicht gefunden, aber den Erzählungen von Martin und Bernhard trotzdem brav geglaubt. Einen Schlafsack hatte ich noch (irgendwann brauchte ich den mal für einen Wanderritt, glaube ich?), eine selbstaufblasende Isomatte (beeindruckende Technik!!!) gab es praktischerweise gerade bei Aldi und ein Zelt wollte mir Bernhard leihen. Leider kam am 20.06.2013 das Hochwasser des Mehlemer Bachs in Bernhards Keller dazwischen und ich konnte das mir zugedachte Zelt nur noch auf einem Haufen Hochwasser-Müll bewundern. Also habe ich kurzerhand ein Ein-Frau-Wurfzelt bei Amazon bestellt, welches auch gerade noch rechtzeitig einen Tag vorm Erbeskopfmarathon mit der Post ankam und originalverpackt und ungetestet sofort im Materialwagen landete. Wurfzelte sollen ja in manchen Fällen auch schonmal in der Küche aufgegangen sein, ne, Martin?

Mein Zelt baute sich dann tatsächlich, vollautomatisch und erstmalig wie von Geisterhand in Thalfang auf dem Parkplatz des Sportplatzes auf. Ein bewegender Moment! Dann noch schnell die Isomatte sich aufblasen lassen (höhö, blöder Satz!), diese zusammen mit dem Schlafsack ins Zelt gestopft und fertig ist die Laube. So einfach kann Leben sein!

Fachliche Grundregeln wie „das Innenzelt zumachen, sonst kommen Mücken rein“ und „die Schuhe bleiben draußen“ oder aber technische Grundregeln wie „die kleinen Zeltinnentaschen zur ortsfesten Aufbewahrung von Handy und Taschenlampe“ habe ich teilweise zu spät (das mit den Mücken) oder „on the fly“ („Aandreaa! Komm sooofort wieder raus aus dem Zelt, so geht das nicht! Schuhe aus!!“) gelernt. Jetzt weiß ich’s.

kühles BlondesWas mir bis heute ein Rätsel bleibt, ist, wie die anderen es geschafft haben, bei dem Autoverkehr (da müssen tausende angereist sein!) zu schlafen!? Muss mit dem Alkoholkonsum am Vorabend zusammenhängen. Aber dafür war ich früh munter und konnte in aller Ruhe in der Umkleidekabine des Sportplatzes duschen. Schlafen wird eh überbewertet. Insbesondere beim Zelten…
Nach und nach wurden auch die anderen wach und ich habe erstmal mit Aaron, unserem teameigenen Fotografen einen Abstecher ins Dorf gemacht und Kaffee und Hörnchen geholt. Dann haben wir noch mal schnell geölt und gefettet, wo geölt und gefettet werden musste und dann war es auch schon Zeit, runter ins Dorf – zum Start – zu fahren.

Peng! Startschuss! Also zurück zur ursprünglichen Zeitachse…

In der Hundertstelsekunde nach dem Startschuss passierte etwas Seltsames, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Nix ist mit „entspannt“, scheiß auf „schöner Tag“ – wir sind hier, um Rennen zu fahren!!! Und dann sind wir losgejagt! Wir waren sicher nicht die schnellsten, aber wir haben uns echt ins Zeug gelegt. Was ich bergauf schneller bin, holt Pascale beim Bergabfahren locker wieder raus. So haben wir uns lange Zeit nebeneinander gehalten, ein kurzes „Tschöö, bis gleich“ und am Ende eines jeden Bergs haben wir uns dann wieder getroffen. Ein Highlight war übrigens die erste Zieldurchfahrt 8 km nach dem Start – da konnte man sich schon mal einen Eindruck holen, wie es denn nachher sein würde (quasi zum Üben und Anfixen- gute Taktik übrigens!). Überhaupt, ganz Thalfang war offensichtlich auf den Beinen, um entweder beim Marathon mitzuhelfen oder an der Strecke zu stehen und zu jubeln. Vielen Dank, ihr wart echt super!!

geschafft & Schnautze vollUnterwegs haben mich ein paar beeindruckend lange Anstiege doch leicht fluchen lassen, der Bääscher Backofen hat seinem Namen alle Ehre gemacht und „die Skipiste“ hat mir gezeigt, dass ich trotz meiner österreichischen Wurzeln auch im Sommer nicht dazu berufen bin, auf Skipisten unterwegs zu sein. Aber 10 km vor dem Ziel habe ich angefangen, daran zu glauben, dass ich ankomme und dann fing es an, richtig Spaß zu machen. Das letzte Mal durch den Sand, das letzte Mal auf dem schmalen Weg am See vorbei (huiuiuiui!), das letzte Mal das Mountainbike diesen verdammt steilen Hang hochschieben (Ja, ich gebe es zu, ich habe geschoben!) und im Ziel eine Vollbremsung hingelegt um dem Vordermann nicht aufs Hinterrad zu fahren. Und dann war es vorbei. Ich hab’s geschafft! Geschafft, geschafft, geschafft! Yipppieh!! Aber diese Erkenntnis kam erst so nach und nach durch den ganzen Staub und Dreck bei mir an. Und dann gab es erst mal einen großen Teller Nudeln mit Bolognese, gemütlich mitten auf dem Asphaltweg im Kreis sitzend. Ja, und was soll ich sagen, als ich nach all der Plackerei den ersten Tag wieder im Büro war, war die erste Frage von allen Seiten, wie mir denn DAS ZELTEN so gefallen hätte???? Mann, ich bin nen Mountainbike Marathon gefahren!? 😉

Österreich!Nur knapp drei Wochen später lag die Diva dann erstmals im Kofferraum vom Geländewagen und fuhr mit mir nach Passau. Aus alter Verbundenheit wollte ich ja eigentlich die Lady mitnehmen aber die ersten Touren mit der Diva hatten meinen Bürzel, das wankelmütige Aas, sofort mit wehenden Fahnen ins Fully-Lager wechseln lassen. Und da ich für 5 Tage und geplante 300 km auf seine Mithilfe und Teilnahme angewiesen war, habe ich eben nachgegeben.

Am nächsten Morgen ging es los, immer die Donau entlang, in Richtung Wien, da kann man sich gar nicht verfahren. Die Hotels hatte das Reisebüro bereits vorab für uns gebucht und wir hatten jede Menge Unterlagen und Voucher im Gepäck – welches erfreulicherweise per Gepäcktransport zum nächsten Ziel voraus fuhr. „Wir“ sind übrigens Gertrud, Angela und ich! Eigentlich müsste ich jetzt noch erklären, wer Angela und Gertrud sind, aber das lasse ich aus Zeitgründen einfach mal. Die zwei hatten die Tour gebucht und ich hab mich da einfach dran gehängt. Ursprünglich wollten die zwei alleine los, aber dann kam es beim Österreich!Reibekuchenbacken wie das dann immer so kommt… Unsere Ziele waren Linz, Schlögen, Melk, Krems und dann tadaaaa: Wien. Tja, die berühmte Schlögener Schlinge (da wollte ich unbedingt hin!!) haben wir leider nur von der Terrasse des gegenüberliegenden Hotels von unten gesehen. Angela und ich haben uns zwar aufgemacht den Blick vom Aussichtspunkt auf dem gegenüberliegenden Berg zu erkunden, sind aber leider auf den falschen Berg gestiegen* und daher gescheitert. Blöd, aber wer braucht denn auch schon so eine olle Aussicht auf so ne scheiß Schlinge!? 😉 (*An alle, die gedacht haben, wir wären da hochgefahren: es tut mir leid, wenn ich bei dem ein oder anderen den Eindruck erweckt habe. 😉 Nur blöd, dass ich mich verplappert habe, sonst müsste ich das hier auch gar nicht schreiben.)

Zurück zur Radtour: rechts und links ist mörderviel Landschaft und in der Mitte die Donau. Dieses überschaubare Prinzip galt dann für die nächsten fünf Tage. Wir haben uns trotz Temperaturen bis 41 Grad ganz gut gehalten und dabei viel Spaß gehabt. Organisierte Donauradtouren fährt man in Teams. Teams aus Mann und Frau, Frau und Frau, Oma und Enkel – oder eben wie wir: Gertrud, Angela und ich. Gertrud hat nicht nur uns, sondern auch die anderen Tema ganz schön ins Schwitzen gebracht. Wenn Sie Ihren „Trümmer“, also ihr E-Bike, mal auf WARP-Geschwindigkeit hatte, dann haben wir alle abgehängt! Glaub mir, da dranbleiben und auch noch entspannt lächeln war für Angela und mich ne echte Herausforderung!

Höhenrausch TurmAbends haben wir uns die jeweilige Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten (der „Höhenrausch“ in Linz ist sehr zu empfehlen, und in Melk gibt’s ein paar schöne „historische“ Dönerläden in der Altstadt!) angesehen, die Heurigen unsicher gemacht. Regionale Spezialitäten haben wir – wo verfügbar – alle gefuttert. Ich darf da nur mal kurz erwähnen: Marillenknödel, Topfenpalatschinken, Wiener Schnitzel… Hach, da bekomme ich gleich wieder Kinnwasser. Zusammengefasst: wir haben viel gegessen, viel gelacht und sind auch viel Rad gefahren! Und nä, watt war datt schön, als wir nach einer 90km-Etappe über die Donauinsel mitten durchs Nudistencamp in Wien angekommen sind! Wien! Ich war mit dem Rad in Wien! An der Reichsbrücke hielt ein Mountainbiker (so Mitte zwanzig) neben mir an, musterte aufmerksam mein Rad (eine grenzwertige Erfahrung übrigens, wenn du als Frau feststellen musst, dass der erste und längste Blick deinem Rad gilt! 😉 ) und sagte „Biist zfriedn mit dein Radón (die Betonung lag auf der zweiten Silbe)?“ Radooon? Ich habe ihn erst mal verständnislos angekuckt, dann fiel der Groschen und ich musste grinsen! Wir haben uns dann echt nett über Radon (die Betonung bitte auf der ersten Silbe!) und Lieferzeiten unterhalten. Siehste, die Radons kennt man sogar in Wien. Dann ging es quer durch die Stadt bis in den 19. Bezirk zu unserem Hotel. Abends im „Huth“ gab es die feierliche Verleihung der Finisher-Medaillen der Donauradtour 2013! Ein sehr bewegender Moment, dem ausgesprochen gute Wiener Schnitzel und drei Hugos den würdigen Rahmen gaben.
Fazit: Schön war’s!! Und, last but not least, mein Mann möchte das jetzt auch mal machen! Na siehste, klappt doch! Ich muss mir nur noch überlegen, wie ich ihm eine Radwanderpilgerreise nach Santiago de Compostela schmackhaft machen soll? Der glaubt mir nie, dass das am Bodensee liegt und es bis da nur bergab geht… 😉
Finisher Medallien





4 Kommentare zu “Mein erstes Mal III

  1. Jetzt kann ich endlich mal die Facebook Kommentare testen

  2. Und die Google+ Kommentare…

  3. Und auch noch die Twitter Kommentare…

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