Tour de Belgique
[2008/07/24 - mc]

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Smart kurz vor ErkensruhrDas für heute angesagte Traumwetter im Hinterkopf habend, habe ich vorgestern meine „offiziell nicht stellvertretenden Abteilungsleiterin“ einen Urlaubsantrag für heute unterschreiben lassen. Bua, watt ‚en Satz! Unterm Strich hatte ich heute also frei. Ich bin mit Heike schön früh aufgestanden, damit ich diesen Urlaubstag nicht im Bett sondern auf dem Rad verbringe. Mein Ziel war, fertig gerödelt und beladen um spätestens nullneunhundert im Smart zu sitzen um die ~30km nach Einruhr unter die Slicks zu nehmen. Es kam aber mal wieder anders. Die am Rechner geplante Route war um 08:20 Uhr bereit um auf das GPS geladen zu werden – aber mein USB2RS232-Kabel war kaputt. Ich habe also anderthalb Stunden gebraucht, bis mir eingefallen ist, daß „POO“ (mein ‚Hauptrechner‘) noch eine echte RS232-Schnittstelle hat. Also, das GPS da drangeklemmt und fertig. Um kurz nach zehn saß ich mit über einer Stunde Verspätung im Auto und war um 11:00 Uhr in Einruhr fertig gerödelt und startklar.

Wald und Berge bei ErkensruhrZuerst gings über Erkensruhr und Hirschrott auf dem „Wildnistrail“ (hätte man dem Ding keinen deutschen Namen geben können? Wahrscheinlich hat sich das ein ‚Ranger‘ aus den Nationalpark (einer von den Freaks mit den komischen Hüten) ausgedacht.) bergan bis fast an die belgische Grenze. Damit war die Hälfte der Höhenmeter und auch die Hälfte der Trails schon mal gefahren. Ab dem Wanderparkplatz an der B258 (ja, er hat auch einen richtigen Namen, der mir aber nicht mehr einfällt und der auch nicht in meiner Karte steht) geht’s dann lang und breit weiter auf langen und breiten Waldautobahnen bis nach Kalterherberg. Anfangs nur ein schönes Dörfchen, enwicklelt sich dieses nach und nach (je weiter man reinkommt) zu einer echten Grenzmetropole mit südtiroler Charme. Alles alt, leicht fehl am Platze und dennoch schön. Schnell nach Belgien. Ortsschild BelgienDer Grenzübertritt erfolgt unspektakulär aber konsequent. Der erste Mensch, den ich ca. 50m hinter der Grenze treffe (ein Baggerfahrer mit einem JCB Vorderlader/Kombigerät auf einer 1-Mann-Straßenbaustelle) begrüßt mich mit einem „Bon Jour!“. Mein flux erwiedertes „Hallo“ wirkt ein wenig deplaziert. Wie so oft heute.

Die Belgier haben Ihre Waldwege lang und geradeaus geplant. Das hat stellenweise etwas von einem Marsch durch die Wüste. Man sieht den Horizont, kommt aber nie an. In Belgien findet das Ganze halt ohne Geier statt. Nachdem ich den Rurbusch durchquert und am Nesselo rechts abgebogen bin stand ich am Eingang zum ‚Hohen Venn‘. Ich wollte am „Lothringer Kreuz“ und dem „Petite Oneu“ vorbei das Fagne Wallone passieren um zum „Signal de Botrange“ durchzustoßen. Nu gab’s aber ein Problem: Im hohen Venn ist das fietsen (Fahrrad fahren/bike) verboten. Argh! Damit hatte mein Plan den Feindkontakt nicht überlebt. Da ich im MTB-Forum schon die wildesten Geschichten über belgische MTB-Häscher (siehe auch Nazgul) gelesen hatte, habe ich mich spontan entschieden als ‚obrigkeitshöriges Arschloch‘ in die Geschichte einzugehen und nicht durch’s Hohe Venn zu fahren. Aber wie sollte ich nun zum Signal de Botrange kommen? Richtig: außen rum! Ich nehm’s mal vorweg: es waren 30 Kilometer Umweg.

Ich auf dem höchsten Punkt BelgiensDas Signal de Botrange war schnell besichtigt. Da ich keinen Bock hatte, alle möglichen Wege rechts und links der Bundesstraße auszuprobieren nahm ich einfach diese und rollte über den Monte Rigi zur Baraque Michel. Dort angekommen fand ich auch endlich eine der legendären Frittenbuden, wo ich mir für ~5€ einen Berg ‚frites‘ mit Ketchup, eine ‚frikadel‘ (ohne spezial) und eine Dose Cola rein tat. Reintun ist ein tolles Wort! Weiter ging’s in Richtung Eupen (ich befand mich noch auf meinem Umweg) bis zum „Croix Schumacher“, wo es von der Bundesstraße ab und zurück in den Wald ging. Wald ist wie überall da oben eher relativ – und auch dieser Weg war wieder lang, breit und gerade. Trotzdem habe ich mehrere Gelegenheiten genutzt, mich zu verfahren. Irgendwann war ich dann am „Lac d’Eupen“ angekommen, den ich aber irgendwie nicht gesehen habe. Vielleicht sind die Seen in Belgien genau so klein wie die Berge *prust*.

Die Überquerung der B258 in Konzen donnerte mich zurück in die Realität. Stundenlang nur Gestrüpp, Gras, Gebüsch und vereinzelte „Bon Jour“-Rufer bildeten einen krassen Kontrast zu der vielbefahrenen und sehr befremdlichen B258. Ich war zurück in der Zivilisation. Über Simmerath, Kesternich und an der Ölmühle vorbei ging’s abschließend einen supergeilen Trail bis nach Einruhr. Am Auto angekommen hatte ich 98,75km auf dem Tacho. Das kann ja wohl nicht sein! Ich bin dann einfach noch bis 99,75km weitergefahren und hab dann umgedreht. 100,75km waren’s dann am Ende. Die Höhenmeter liegen irgenwo zwischen 1350 und 1400, was für die Strecke eher wenig ist.

Unterm Strich muss man sagen, daß sich „Belgien“ durchaus zum Biken lohnt. Ich werde da noch die eine order andere Explorer-Tour hin machen.

Die Fotos gibt’s ab sofort in der XALPS.DE-Gallery (gallery.xalps.de => 2008 => Tour de Belgique), der GPS-Track als Google-Earth-Datei steht auch zur Vefügung. Zu dieser Tour inspiriert hat mich die Nationalpark-Venntour von Wolfgang Kasper.





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