Akte 20.13/07 aktuell [2013/07/10 - mc]
CircuitCycling Es scheint so, als würden Dinge, die man nicht sagt und/oder schreibt, teilweise größeres Interesse hervorrufen, als Dinge die man sagt und/oder schreibt. Jüngstes Beispiel ist da mein Facebook Posting vom Hockenheimring:
Ich frage mich ja schon seit längerem, ob den Sermon den ich hier ablasse überhaupt jemand liest?! Außerdem frage ich mich, wie viele von Euch jetzt auf den Link geklickt haben um nachzusehen, was Sermon bedeutet 😉 Auf jeden Fall hat obiges Posting zu erheblich mehr interessiertem Feedback geführt, als so mancher fein geschliffen ausformulierter Text. „Komm zum Punkt!“ werden die ersten jetzt denken…
Ok. Hockenheim war unbeschreiblich geil und genauso unbeschreiblich schrecklich! Das Problem waren da noch nicht einmal die vielen, teils sehr schweren Stürze während des Rennens – einer gewissen Unfallgefahr ist man sich als Sportler ja durchaus bewusst – sondern das Verhalten der Fahrer untereinander, welches zu diesen Stürzen geführt hat. Vorweggeschickt: das Ganze nennt sich Jedermannrennen. Das bedeutet im weitesten Sinne, dass jeder der starten will, auch starten darf. Daraus ergeben sich Probleme, denen am Hockenheimring auffällig wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Das wahrscheinlich augenscheinlichste bei einem Rundkurs ist „das Überrunden“.
Wie der Begriff „Rennen“ bereits vermuten lässt, gibt es dabei schnelle und langsame Fahrer. Und es gibt selbstverständlich auch Fahrerinnen! (Nein, ich habe nicht zum Feministen umgeschult, sondern ich betone das bewusst! Dazu aber später mehr.) Nun begab es sich am letzten Sonntag so, dass ich mich zu meiner eigenen Überraschung kurz nach dem Start im Bereich der Spitzengruppe wiederfand. Das bedeutet Spitzengeschwindigkeiten von über 60km/h und einem Rundenschnitt von 45km/h. Das enge Fahren in einer Gruppe schreckt mich seit meiner ersten Teilnahme bei Rund um Köln nicht mehr, (Höchst-) Geschwindigkeit ist seit Rad am Ring kein Thema mehr und Vertrauen in die Reifenhaftung und das Material habe ich halt einfach. Das sind drei Dinge, die – wenn man in einer Gruppe von 50 Leuten, dicht an dicht mit 60km/h auf eine Spitzkehre zudonnert – durchaus wichtig sind. Und so zeigte sich bereits am Ende der ersten Runde, dass einer Fahrerin mindestens eines dieser drei Dinge fehlte. In der letzten Kurve vor Start und Ziel wurde es ihr zu schnell, sie verzögerte, machte auf und wurde von hinten einfach über den Haufen gefahren. Da lagen also die ersten zwei bis fünf.
Ok, Scheiß passiert – weiter! Eine halbe Runde später kam einer auf die Idee, kurz vorm Bremspunkt noch schnell „zu verpflegen“, griff zur Flasche, würgte einen Schluck Wasser runter, verriss beim Wegsortieren der Flasche den Lenker und schon lagen die nächsten zwei bis drei auf dem Gfries. Und schon wieder war der Einschlag recht nah. Insgesamt gab es dann sehr viele kleine Aktionen, die immer wieder zu gefährlichen Szenen führten. So weiß ich z.B. nicht, warum man im Wiegetritt ausladende Schlangenbewegungen machen und dabei die Leute rechts und links anrempeln muss. Bei 50 km/h! Als dann bereits in der zweiten Runde das Überrunden losging, wurden die Situationen immer enger und gefährlicher. Man muss sich nur wieder das Grüppchen von (inzwischen nur noch) 40 Leuten vorstellen, das mit 50-60km/h auf eine Kurve zuschießt und dort auf einige locker mit 25km/h Radelnde trifft…
Und so wurde von Kurve zu Kurve und von Runde zu Runde die Anzahl deren, die noch Rennen fuhren weniger und die Anzahl derer, die irgendwelche Trümmerteile zum Rotkreuzzelt trugen, größer. Als es dann in der fünften Runde wenig hinter mir zu „dem“ schweren Massensturz kam, war ich kurz davor, dass Rennen für mich abzubrechen und nach Hause zu fahren. Meine Entscheidung wurde mir von der Rennleitung abgenommen – das Rennen wurde (zuerst hieß es abge-) unterbrochen. Im Fahrerfeld, welches nun ein wenig dumm rumstand, gab es viel Anteilnahme, aber auch die üblichen Arschlöcher. Der Stadionsprecher vermeldete die Unterbrechung mit den ungefähren Worten „…aufgrund eines schweren Unfalls… Hubschrauber kommt… kann nur auf der Strecke landen…“ – eigentlich leicht zu verstehen, oder? Umso mehr hat mich die Aussage eines Mitfahrers schockiert, der da sagte
„Was soll die Scheiße?? Ich habe hier Startgebühr bezahlt!! Ich will Rennen fahren!! Der Hubschrauber kann doch irgendwo auf der Wiese landen und dann sollen die den da gefälligst hintragen!!“
Weil es zu viele Zeugen gegeben hätte, habe ich ihn nicht auf seine blöde Schnauze gehauen, sondern habe meinen Transponder abgegeben und bin nach Hause gefahren…
Warum erzähle ich das alles? Jedermann ist nicht mehr Jedermann und so kann es nicht weitergehen. Ich habe in den letzten Jahren die Entwicklung vom „Anfänger am Ende des Feldes“ bis hin zur „Spitzengruppe beim Circuit Cycling“ durchlaufen und bin inzwischen der Auffassung, dass es ohne ein Qualifikationssystem oder auch ein Jedermann-Leistungsklassensystem (wie es z.B. beim Reitsport üblich ist) in Zukunft nicht mehr gehen wird. Der Leistungsunterschied zwischen den schnellsten und den langsamsten Fahrern, die unterschiedliche Riskiobereitschaft von Männern und Frauen und die unterschiedlichen fahrerischen Fähigkeiten finden im aktuellen Modus keine Berücksichtigung.
Alternativ kann man den Begriff „Rennen“ mehr hervorheben. Wobei es auch dann immer noch Teilnehmer und Teilnehmerinnen geben wird, die dann ein Rennen mit einer RTF verwechseln… Apropos Teilnehmerinnen: eine gab es, die das Rennen auf einem MTB bestreiten wollte. Nach der zweiten Runde ist sie in den Kurven über die Wiese gefahren um nicht im Weg (und in Sicherheit) zu sein. Nächstes Jahr wieder? Berechtigte Frage…
(alle Unfälle habe ich irgendwie direkt oder am Rande mitbekommen – die hier dargestellten Abläufe stellen meine persönliche, subjektive Wahrnehmung dar)
Von „offizieller“ Seite heißt es inzwischen so: Sturz-Chaos am Hockenheimring
Erbeskopf Marathon Am Sonntag ist endlich wieder Erbeskopf Marathon! Es sieht so aus, als wäre das Wetter dieses Jahr nochmal gnädig mit uns. Und auch mein Gesundheitszustand (letztes Jahr musste ich wegen Erkältung passen) steht einer Teilnahem nicht im Weg. Also geht es am Samstagabend nach Thalfang! Da kommt dann ’ne Wurst auf den Grill und Andrea und Pascale werden mit speziellen Beschwörungsgesängen auf Ihre erste Teilnahme an einem MTB Rennen eingestimmt. Liveberichte à la „EifelX – live“ wird es ab Samstag selbstverständlich auch geben…
24 Stundenrennen in Duisburg Huiuiuiui! Da bin ich ja echt mal gespannt! Ich habe bei der Startplatzverlosung des Verlagshauses Menden einen der begehrten Startplätze für das Rennen am 03./04. August gewonnen und werde dieses in einem Viererteam rund um den Teamchef Stephan Frese bestreiten. Das Kennenlernen-Treffen steht noch aus, aber ich bin auf jeden Fall schon mal froh, dass das Team nicht gewinnen, sondern nur mit Spaß ins Ziel kommen will! Und „nicht Letzter werden“ kann ich inzwischen gut und zuverlässig 😉 Fans an der Strecke sind herzlich willkommen!
Klar liesst das hier jmd 🙂
Aber irgendwie hätte ich das besser nicht gelesen. Genau das was Du beschreibst scheut mich vor solchen Teilnahmen am meisten.
Metty, mach Dir da mal keinen Kopf! So grauslig wir am Hockenheimring wars bisher noch nirgends! Der Münsterland Giro wäre ein gutes Rennen für den ersten Versuch. Da wird zwar auch Rennen gefahren, aber es geht insgesamt entspannter zu 😉
Hey Conzi,
wie konntest du mich als treuen Leser vergessen 🙂
Zum Hockenheimring: selber schuld, was fährste auchmitm Dackelschneider Rennen. Is doch bekannt das es unter den Teerfräsern viele Fahrtechniklegasteniker gibt 🙂
Fahr lieber was mehr MTB, da weiss man wenigstens wo man dran is un wo vorne un hinten is !
Wünsche dir viel Erfolg bei den kommenden Events !
Hubert, Dich würde ich doch nie vergessen 😉
Nach etlichen Jedermanns und diese sowohl mal recht weit vorne als auch recht weit hinten stimme ich mit Dir in vielen Punkten überein. Eine denkbar einfache Lösung wäre aber auch, schlicht und einfach die Rundstreckenrennen meiden, denn dies scheint mir doch ein Punkt zu sein, welcher diese Gefahrensituationen in fast schon krimineller Art und Weise provoziert.
Christian, ja – das wird wohl auch meine Lösung des Problems sein. Und wenn es mir doch wieder „nach Rundenrennen“ sein sollte, dann fahre ich zum Nürburgring – da sind die Runden schön lang 😉